Vor Nazi-Deutschland
Wie alles begann
25. Juni 1882
Geburt von Kätchen „Kitty“ Emma Sophie Schmidt in Hamburg; aufgewachsen in einer Wohnung am Holzdamm 37, Hamburg
20. April 1889
Geburt Adolf Hitlers in Braunau am Inn, damals Österreich-Ungarn
ca. 1900
Kitty Schmidt geht als Klavierlehrerin und Gouvernante nach Großbritannien, dort lernt sie auch ihre große Liebe, einen spanischen Konsul namens Zammit kennen
15. Oktober 1906
Geburt von Kitty Schmidts Tochter Kathleen Schmidt in Cardiff, Großbritannien
Zw. 1906 – 1917
Kittys Hochzeit mit dem spanischen Konsul Zammit, der sich später mit einer Waffe das Leben nimmt (Jahr und Datum nicht bekannt)
1918
Kitty Schmidt verlässt Großbritannien und reist mit Tochter Kathleen nach Berlin
1918 bzw. 1919
Kitty Schmidt beginnt als „Rentière“ Zimmer zu vermieten
1918
Kitty Schmidt lässt sich unter dem Namen „Käthe Schmidt“ mit ihrer 13-jährigen Tochter Kathleen Berliner Straße 10 in Wilmersdorf nieder, wo sie bis 1932 gemeldet ist
1920er-Jahre
In Berlin verkaufen etwa 120.000 Prostituierte ihren Körper an Freier
Zw. 1922 – 1932
Eröffnung von Kitty Schmidts erstem Salon in der Budapester Str. 27
8./9. November 1923
Gescheiterter Hitlerputsch in München
1925/1926
Hitlers „Mein Kampf“ erscheint in 2 Bänden (18.7.1925 / 11.12.1926)
24. Oktober 1929
Börsenkrach in New York („Schwarzer Donnerstag“) und Ausbruch der schweren Weltwirtschaftskrise
Juli 1932
Reinhard Heydrich wird Leiter des Sicherheitsdienstes (SD)
15./30. Januar 1933
Konzentrationslager, u.a. in Dachau; zunächst werden dort politische Gegner, ab 1935 immer häufiger Juden, Zigeuner, Homosexuelle und andere „Asoziale“ inhaftiert
Sommer 1933
Prostitution wird als Infektionsherd für Geschlechtskrankheiten wie Tripper und Syphilis verantwortlich gemacht; zahlreiche in Privatbesitz stehende Bordelle werden deshalb geschlossen; im Frühjahr 1934
Nazideutschland
Bewegte brutale Jahre
1935
Eröffnung von Kitty Schmidts zweitem Salon am Kurfürstendamm 63
1935 – 1937
Kitty Schmidt wohnt mit ihrer Tochter Kathleen in der Budapester Str. 17
15. September 1935
Mit den „Nürnberger Gesetzen“ beginnen die Nazis offiziell ihr antisemitisches Programm; Juden verlieren bürgerliche Gleichberechtigung
1936
Laut Peter Norden beginnt Kitty Schmidt ab 1936 damit, regelmäßig Schwarzgeld nach London zu bringen
26. August 1936
Heydrich wird Chef der Sicherheitspolizei (Sipo) und deren Abteilungen Geheime Staatspolizei (Gestapo) und Kriminalpolizei (Kripo)
Januar 1937
Laut Peter Norden hat Kitty Schmidt erste Schwierigkeiten, Geld nach England zu transferieren; sie weicht daher auf illegale Wege aus
12. März 1938
„Anschluss“ von Österreich an Hitlerdeutschland
Juli 1938
Laut Peter Norden versucht Kitty Schmidt nochmals, auf legalem Weg Geld nach London zu transferieren, jedoch gibt es Schwierigkeiten durch die Steuer- und Zollfahndung; es folgen zwei Anzeigen wegen Devisenschmuggels
9./10. Nov. 1938
Reichspogromnacht
Anfang 1939
Eröffnung „Pension Schmidt“ in der Giesebrechtstr. 11, also jenes Etablissements, das später als „Salon Kitty“ in die Geschichte eingeht
April 1939
Laut Peter Norden unterbreitet ein Kommissar der Sittenpolizei im Auftrag der Kriminalpolizei und ihres Chefs Arthur Nebe Kitty Schmidt den Vorschlag, eine bestimmte Anzahl an V-Mädchen in den Salon einzuschleusen, um Führungskräfte der Partei, der Wehrmacht und der Diplomatie auszuhorchen; Kitty lehnt das Angebot dankend, aber bestimmt ab
Juni 1939
Laut Peter Norden versucht Kitty Schmidt nach Amsterdam zu fliehen, die Gestapo nimmt sie jedoch an der holländischen Grenze fest und sperrt sie im RSHA in Berlin in eine Zelle. Dort stellt man sie vor die Wahl: KZ oder mit den Nazis kooperieren
Nazideutschland: Die Kriegsjahre
Schrecken, Terror, Elend
1. September 1939
Beginn des 2. Weltkriegs mit Hitlers Angriff auf Polen
27. September 1939
Zusammenschluss von SD und Sipo im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) unter Heydrich; laut Peter Norden ist dies auch die Geburtsstunde der Geheimen Reichssache „Salon Kitty“
Ende Februar 1940
Laut Peter Norden wird der „Salon Kitty“ innerhalb von vier Wochen in ein Spionagezentrum umgebaut
7. Dezember 1941
Angriff der Japaner auf Pearl Harbor und Kriegseintritt der USA
20. Januar 1942
Wannseekonferenz über die „Endlösung“ der Judenfrage unter der Leitung Reinhard Heydrichs
27. Mai 1942
Attentat auf Reinhard Heydrich in Prag; er erliegt seinen Verletzungen am 4. Juni 1942; SS-Chef und Reichsführer Himmler übernimmt interimistisch die Leitung des RSHA
20. Juni 1942
Geburt von Kathleens Sohn Jochem Matei
28. Oktober 1942
Hochzeit von Kathleen und Jean-Florian Matei am Standesamt Charlottenburg, Berlin
Winter 1942/43
Schlacht um Stalingrad und „psychologische Wende“ im 2. Weltkrieg; der Glaube der deutschen Bevölkerung an einen Sieg Hitlers wird erschüttert
30. Januar 1943
Ernst Kaltenbrunner wird Chef des RSHA in Berlin
1943
Bombardierung des Hauses Giesebrechtstraße 11, der dritte und vierte Stock des Gebäudes brennen, Kitty Schmidt zieht mit ihrem Salon in das Erdgeschoss um
1943
Laut Felix Graf von Luckner steckt er einer Jüdin bei einem Bombenanschlag in Berlin einen falschen Pass zu, versteckt sie darauf bei seiner Bekannten Kitty Schmidt als Küchengehilfin und rettet ihr somit das Leben
18. Februar 1943
Propagandaminister Joseph Goebbels ruft den „Totalen Krieg“ aus
20. Juli 1944
Attentat auf Hitler durch Oberst Graf Schenk von Stauffenberg in der Wolfsschanze misslingt
16. April 1945
Endschlacht um Berlin beginnt
30. April 1945
Selbstmord Hitlers im Führerbunker
7. Mai 1945
Bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte
Die Nachkriegsjahre
Wie alles endete
25. Dezember 1945
Jean Florian Matei stirbt in Wilhelmshaven an einer Lungenentzündung
23. Februar 1954
Kitty Schmidt stirbt um 6.00 Uhr morgens im Alter von 71 Jahren in ihrer Wohnung in der Giesebrechtstraße 11
27. Februar 1954
Beisetzung von Kitty Schmidt um 11.00 Uhr vormittags am Waldfriedhof Heerstraße in Berlin; Tochter Kathleen Matei übernimmt im Alter von 48 Jahren das Geschäft ihrer Mutter, das sie als Künstlerquartier „Pension Florian“ weiterführt
2. April 1954
Hauseigentümer der Giesebrechtstraße 11„Hackenberger & Loll“ lassen von einem Architekten einen Grundriss-Plan der „Pension Zammit“ im Erdgeschoss der Liegenschaft erstellen
1956
Erstveröffentlichung von Walter Schellenbergs Memoiren in Großbritannien in englischer Sprache unter dem Titel „The Schellenberg Memoirs“
1970
Erstveröffentlichung von Peter Nordens Dokumentarroman „Salon Kitty“
Mai 1975
Kathleen Matei versucht im Alter von 69 Jahren die Veröffentlichung des Films „Salon Kitty“ von Tinto Brass mithilfe rechtlicher Schritte zu stoppen
März 1976
Film „Salon Kitty“ von Tinto Brass feiert in Italien Premiere
4. Februar 1985
Jochem Matei lernt – nach eigenen Aussagen – an diesem Tag seine künftige Frau Irena kennen
Dezember 1985
Standesamtliche Trauung von Irena und Jochem Matei
4. Februar 1986
Kirchliche Trauung von Irena und Jochem Matei
März 1992
Die Hausverwaltung kündigt Jochem Matei den Mietvertrag in der Giesebrechtstraße 11
23. August 1992
Kathleen Matei stirbt im Alter von 85 Jahren
10. September 1992
Beisetzung von Kathleen Matei um 11.00 Uhr vormittags am Waldfriedhof Heerstraße in Berlin
1992
Umzug von Jochem und Irena Matei in die Uhlandstraße 33 (Charlottenburg/Wilmersdorf), später in die Wildenbruchstraße 90 (Bezirk Neukölln)
November 1993
Regisseur Rosa von Praunheim präsentiert seinen Dokumentarfilm „Meine Oma hatte einen Nazipuff“
Dezember 1995
Jochem Matei spricht von seinen Plänen zum Buchprojekt „Salon Kitty II – so wie es wirklich war“
2004
Filmemacher Claus Räfle zeigt seinen Dokumentarfilm „Salon Kitty“
28. November 2009
Jochem Matei stirbt im Alter von 67 Jahren in Berlin
15. Januar 2010
Beisetzung von Jochem Matei am Waldfriedhof Heerstraße in Berlin
2010
Irena Matei geht zurück nach Slowenien und wohnt bei ihrer Schwester Miri Peraic
September 2015
Irena Matei stirbt an Krebs und wird am Stadtfriedhof Trzic in Slowenien beigesetzt